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Kantishna-River [Seite2 von 2] [zurück]
Am nächsten Tag erlege ich mit Pfeil & Bogen kurz vor
der Einmündung des Bearpaw River eine junge Kanadagans. Wir lassen
sie einen Tag in einer dichten Plastiktüte - nachts verbuddelt
auf der Insel - abhängen, bevor wir sie braten. Ab und an passieren
wir riesige Cutbanks, die wahre Uferschwalbenstädte beherbergen.
Am achten Paddeltag stoppen wir rechts an einer Blockhütte; ein
Boot und ein Fischrad liegt davor. Eine große Strohpuppe am
Ufer stellt das Begrüßungskomitee, und angekettete Schlittenhunde
kläffen los, als wir an Land gehen. Es begrüßt uns
Fran Turner, eine Weiße, etwa Mitte dreißig. Wir trinken
Kaffee zusammen und bestaunen später ihre Gewächshäuser
- eines zugewuchert mit Paprika, Tomaten, Zucchinis, das andere baut
sie gerade. Im Garten draußen üppiger Mais, Erbsen, Erdbeeren,
Möhren und mehr. Seit 10 Jahren lebt sie mit ihrem Mann Mike
hier, erzählt sie, und wir kommen über unser Leben einmal
mehr ins Grübeln, als wir Stunden später wieder auf dem
Wasser sind.
Am
zehnten Tag mündet von rechts der "Clear Creek" in
den trüben Kantishna, und er ist tatsächlich glasklar
und hat spürbar Strömung. Am verkrauteten Ufer stehen
große Hechte; ich verfehle einen knapp mit dem Pfeil. Betäubt
bleibt er liegen, rafft sich dann auf und zieht ab. Wir paddeln
stromauf und plötzlich sind sie da: ein paar Sockeye Lachse,
dunkeloliver Kopf und tiefsamtroter Körper, ziehen ruhig stromauf.
Doch für's Abendessern bekommen wir leider keinen, weder mit
der Angel, noch mit dem Pfeil. Später passieren wir die Einmündung
des Toklat Rivers, entdecken aber keine Hütten, und auch der
Fluss sieht eher mickrig aus. Auch wenig später, wo auf die
Karte die "Siedlung Toklat" am linken Ufer ausweist, finden
wir ebenfalls keine Hütten, nur ein Kreuz und den Hinterfuß
eines Schneeschuhhasen an einer Feuerstelle.
Die
Inseln werden immer schlammiger, je näher wir dem Tanana River
kommen. Auch größere Taigaflächen sind jetzt häufiger;
dort suchen wir Beeren und Labradortee. Am letzten Tag vor dem Tanana,
unserem elften Paddeltag, erklimmen wir bei sengender Sonne eine
etwa 40 m hohe Cutbank, um einen letzten Überblick über
den Kantishna zu erhaschen. Aus der Vogelperspektive ist das Flusslabyrinth
übersichtlich; stromlinienförmig liegen die Inseln im
Fluss. Gestrandete Bäume scheinen wie Streichhölzer, so
klein.
Dauerregen bestimmt den zwölften Tag, an dem wir den etwa einen
Kilometer breiten Tanana River erreichen. Eine riesige Barge quält
sich im Schneckentempo stromauf; Motorboote preschen in der Ferne
vorbei - wir sind wieder der Zivilisation nahe. Nach etwa 30 Kilometern
geben wir abends die Hoffnung auf schöne Sandinseln auf und
begnügen uns mit einer flachen Schlamminsel, die hier und da
ein paar oberflächlich trockene Quadratmeter bietet.
Auch
der nächste Tag ist trüb, aber es gießt nicht so.
Wir kommen gut voran und erreichen bald auf der rechten Seite das
Giroux Bluff, eine riesige Cutbank. Wenig später mündet
von links der klar-braune Zitziana River in eine Tanana Slough,
und wir beschleißen, dort noch einmal zu Angeln. Schließlich
ziehe ich einen stattlichen Sheefisch aus den Fluten. Etwa 1,5 km
vor dem Abzweig der Manley Hot Springs Slough übernachten wir
ein letztes Mal in der Wildnis und es gibt Fisch, Fisch, und nochmals
Fisch. Vier Kraniche haben uns nicht bemerkt und landen an der Spitze
unserer Insel; wir beobachten sie lange.
Am
nächsten Morgen haben wir Glück, die Sonne scheint. Vor
der Bean Ridge biegen wir in die etwa 10 km lange, klare und pflanzenreiche
Slough ab, die uns nach Manley Hot Springs führt, dem Endpunkt
der Paddelei. Dort gönnen wir uns ein luxoriöses Bad in
den heißen Quellen im Gewächshaus und anschließend
ein Zivilessen im urigen Roadhouse.
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