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Auch
den "Fuchs von Scandola" werden wir nie vergessen: Dieses
Tier war es einfach gewohnt, nachts in seiner Bucht Freßbares
am Strand zu finden. Und biß mir (Siglinde) deshalb nachts herzhaft
in den Kopf. Ein denkwürdiger Moment, der unsere Reise wirklich
bereichert hat: Die nächste Nacht in dieser Bucht (es herrschte
Windstärke 7 - Paddeln impossible) haben wir in mehreren Metern
Höhe in den Hängematten verbracht. Nein, es gibt keine Tollwut
auf Korsika. Dafür aber nun diesen Reisebericht.
Die Umrundung der Südspitze bei Bonifacio: Die Wasserstraße
zwischen Sardinien und Bonifacio gilt als eine der gefährlichsten
im gesamten Mittelmeer; Winde und Strömungen (und die Heckwellen
der großen Touristenschiffe
) können einem kleinen
Paddler das Leben schnell zur Hölle machen. Doch wir hatten Glück,
als wir früh um sieben Bonifacio auf seinen imposanten Sandsteinklippen
im warmen Morgenlicht erleben durften - fast bei Windstille.
Spiegelei und Lunge. Essen und Organ sind nicht gemeint damit, sondern
Quallen. Tiere von unbeschreiblicher Schönheit und Anmut. Walter
ist gern mal aus dem Boot gesprungen, um sie mit seiner Kamera auf
Schirmhöhe einzufangen. Gefährlich sind diese beiden Arten
nicht, und so kann ich sagen: Die Schirme fühlen sich ein bißchen
an wie Dosenpfirsich.
Das beinahe Scheitern der Umrundung: Tagelanger heftiger Libecciu
dominierte den Juli 2011 in Korsikas Westhälfte. Die Titelseite
des "Corse Matin", Korsikas größter Tageszeitung,
zierten an den Strand geworfene Jachten und Meldungen über Minusgrade
auf dem Monte Cinto. So saßen wir westlich von Calvi sechs Tage
lang fest. Das Meer draußen wurde offiziell mit "forte"
bezeichnet - das sind Wellen von 6-8 Meter. Der Versuch, eines Morgens
doch um La Revellata herumzukommen, scheiterte. Also zurück nach
Calvi und runter vom Meer; unser Traum der Umrundung schien geplatzt.
Anfang August gingen wir aber bei Galeria wieder auf's Wasser, weil
wir noch ein paar schöne Ecken der Westküste sehen wollten.
Wir kamen gut voran; der Westwind ließ uns morgens meist zwei
Stunden in Ruhe, bevor er uns an Land trieb. Und auf einmal merkten
wir: Wir könnten es doch noch schaffen! Vier Wochen später
trafen wir in St. Florent ein. Nur das kurze Stückchen von La
Revellata bis Galeria fehlt uns also, quasi technisch bedingt.
Und dann die Ostküste! Da hatten wir uns nach all den Negativ-Berichten
über diesen Abschnitt schon fast vor gegraut. Und wurden umso
angenehmer überrascht: Klar fehlen nördlich von Porto-Vecchio
die Felsklippen mit ihren Buchten, ihren wilden Tafonis. Doch achtzig
Kilometer wilder Sandstrand mit Sümpfen und Etangs im Hinterland
oder mit Kiefernwald ist ein anders schönes Erlebnis. Nur punktuell
wird dieser Streifen Wildnis unterbrochen von Feriendörfern oder
leicht zugänglichen Badestränden. Dazu das Türkis des
Meeres über dem Sand. Das Rollen der Brandung bis zum Horizont.
Petermännchen, Quallen. Das im Inselinneren stolz aufragende
Gebirge, von dem aus wir das Meer schon so oft gesehen haben. - Nein,
die Ostküste beeindruckte uns ebenso wie der wilde Westen Korsikas.
Denn vom Agrarland, das sich hinter der Küste anschließt,
bekommt man als Paddler fast nichts mit.
Das Cap. Hier haben wir Mammut-Etappen von bis zu vierzig Kilometern
hingelegt. Nicht nur, weil wir möglichst weit kommen wollten,
solange Wind und Wellen uns zu Paddeln erlaubten. Nein - es gibt einfach
nur wenige geeignete Lagerplätze - vor allem an der Ostseite
des Fingers. Die schroffe Westseite des Cap Corse überrascht
im Südteil mit winzigen Marinas, schwarzgrünen Kiesstränden
und mit hellen Felsen, die nördlich von St. Florent fast denen
bei Bonifacio gleichen.
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