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Finnisch
Lappland, bei den Goldsuchern vom Ivalojoki, Seite 1 von 1 [zurück]
Ich bin süchtig! Goldsuchen in Nordfinnland
Jouni Patokallio schultert die Propangasflasche und stapft mit
uns zu seinem alten Transporter. Es ist September, bald ist hier Schluß
mit dem Goldsuchen. Für dieses Jahr. Hier? Das ist sein drei
Hektar großer Claim im Goldfeld rund um den Ivalojoki, etwa
60 Kilometer südwestlich von Ivalo in Nordfinnland.
Jouni
ist ein reicher Mann, theoretisch jedenfalls: Für drei Millionen
Euro Gold verbirgt sich auf seinem Grund. Blöd nur, daß
er für ein einziges Gramm einen ganzen Kubikmeter Erde durchwühlen
muß. Deshalb schürft Jouni auch seit 2009 nicht mehr
mit Schaufel und manuell betriebener Waschrinne, sondern mit einem
Bagger und einer automatischen Waschanlage - jedenfalls, solange
deren Motor nicht streikt, die Wasserschläuche heil bleiben,
die Pumpe das Spülwasser bewegt. Trotzdem ist das Goldsuchen
ein Knochenjob, der mit Romantik nicht viel zu tun hat.
Auch Jouni's Sommerresidenz bestätigt das: Ein einfacher Holzrahmen
im Wald in der Nähe seines Schürfgebiets, ein paar Tarps
drübergezogen - fertig. Drinnen ein kleiner Gasherd, ein Tischchen,
Bücher, Bett und Arbeitskleidung auf den Leinen, die überall
quer gespannt sind.
"Ich hab' früher Blockhäuser gebaut," erzählt
Jouni, "auch in Deutschland. Aber meine Leidenschaft gehört
dem Gold - und meiner Frau Minna. Sie stammt aus einer Goldgräber-Familie
und hat mir vor vielen Jahren gezeigt, wie man Gold sucht, als ich
Neuling war. Na, und dann ist aus der Nachbarschaftshilfe bald mehr
geworden
"
Es schüttet in Strömen. Aus den Düsen strahlt zusätzlich
kritzegelbes Wasser auf das Rüttelsieb in Jouni's Waschanlage.
Kritischen Auges kontrolliert er, ob das gebaggerte Erdreich gründlich
durchspült wird, ob der Anstellwinkel der Rinne stimmt. Nach
vier Stunden schlägt die Stunde der Wahrheit: Jouni nimmt eine
grüne Matte mit Plastikstoppeln aus der Rinne, wäscht
sie vorsichtig in einer Goldwaschpfanne am Rand eines nahen Tümpels
aus. "Ah, das ist gar nicht so schlecht," stellt er fest.
Mit geschicktem Rütteln, Schwenken, Abgießen trennt er
Sand und Steinchen vom Gold. Ein paar größere Bröckchen
sind dabei. "Die heißen je nach Größe Läuse,
Flöhe, Wanzen," er klärt er. Früher ein gängiger
Größenvergleich, als diese Tierchen den Goldsuchern als
Mitbewohner noch wohlvertraut waren
Seine größeren Nuggets läßt Jouni zu Schmuck
verarbeiten. Minna verkauft diesen in ihrer urigen Boutique "Shaman
Design" am Südrand von Ivalo, zusammen mit T-Shirts und
anderen Dingen, die sie mit Stoffdruck nach eigenen Entwürfen
versieht, teils angelehnt an die berühmten Felsritzungen von
Alta. "Ich habe acht Jahre in Bremen verbracht und dort Kunst
studiert, war eine Zeit lang mit einem Deutschen verheiratet",
lacht sie, "daher kann ich Eure Sprache."
Und wer nun neugierig geworden ist: Goldgräber-Ausrüstung
verkauft Minna übrigens auch
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