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Begegnungen
- manchmal anders als gedacht
Von Beginn der Reise freuen wir uns auf das eine oder andere Wiedersehn.
Mit Josephine Roberts aus Tanana zum Beispiel: Werden wir sie wiedersehen?
Bei unserer letzten Tour vor sechs Jahren war die quirlige Indianerin
86 Jahre alt! Vorsichtig fragen wir im Dorf nach ihr - und ja, sie
ist noch da! Zwar hat sie mittlerweile das Quad-Fahren aufgegeben
und ihr Gedächtnis läßt ein wenig nach. Ihre Ausstrahlung
jedoch ist noch würdevoller und weiser als zuvor.
Tanana hielt auch noch eine neue Begegnung für uns bereit, die
wir nicht vergessen werden: Cynthia Erikson und ihr Mann Dale. Cynthia
hat sich zur Aufgabe gemacht, das Schweigen über häusliche
Gewalt in den Dörfern Alaskas zu brechen: "It's not stranger
danger", so ihre Erfahrung.
Wolf
Hebel, unser Freund in Ruby, steht in unserer Wiedersehensliste
ganz oben. Zehn Jahre kennen wir ihn nun. Ihn besuchen ist ein bißchen
wie nach Hause kommen. Ein paar Tage halten wir ihn vom Hausbau
ab, sammeln Pilze, jagen Hühner, heben die Gläser, gemeinsam
mit Mario Goldstein, dessen Frau Ramona und Kameramann Patrick:
Die drei sind mit einem Riesenfloß unterwegs. Mario ist Referenten-Kollege,
und die Floßreise auf dem Yukon wird Teil seiner neuen Produktion:
"Sehnsucht Wildnis". Der Abschied Mitte August fällt
uns schwer.
Stromab
hocken die Dörfer dichter aufeinander. Fast jeden Tag passieren
wir eines. Namen und Begegnungen bleiben in unseren Köpfen
und Herzen hängen: Dorothee Summer: Geduldig erklärt sie
uns in Nulato, auf welch unterschiedliche Weise Lachs verarbeitet
wird. John Werner: Früher Jagdführer, restauriert er nun
in Anvik das alte Missionsgebäude. Und rückt Tieren mittlerweile
viel lieber mit Fotoapparat statt mit Flinte aufs Fell.
Während
wir damit rechneten, Mario und sein Team zu treffen, überrascht
uns hinter Anvik eine andere Begegnung: Ein großes Motorboot
prescht heran, schwer beladen; selbst auf der Kabine befindet sich
viel Gepäck, das erkennen wir von weitem. State Trooper, die
die Elchjagd kontrollieren werden? Dann geht die Tür auf ....
und Dirk Rohrbach tritt heraus! - Noch ein Vortragskollege. Dirk
war vor vier Jahren im Birkenrindenkanu den Fluß gepaddelt;
jetzt will arte darüber einen Film drehen, erzählt er.
Das Kanu kommt dabei immer wieder auf's Motorboot, um Strecke zu
machen. Drehtage sind teuer! Aus der Kabine peilt die Filmcrew interessiert
zu uns und unseren Faltbooten raus: Denen (und uns) sieht man die
echte, lange Flußreise an. Handys werden immer wieder hochgereckt
- klick! Schon prescht die ganze Mannschaft davon; bis Russian Mission
wollen sie noch an diesem Tag - das sind über 150km! Uns ist
klar: So würden wir nie reisen oder filmen wollen.
Ganz paddeln oder nicht; echt oder nachgestellt: Alle Alaska- und
Yukonfans dürfen jedenfalls auf drei Filme oder Multivisionen
über den magischen Fluß gespannt sein.. ;-)
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