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Flussinsel auf den weiten Wasserflächen des Yukon
Yukon River [Seite 6 von 6] [zurück]
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Am 67igsten Tag erreichte ich Emmonak, traf Toru wieder und paddelte weiter bis zur Küste. Dort empfingen mich große Schlammbänke, der Horizont war grau und bretteben. Von Westen wehte ein kräftiger Wind.

Damit war meine Flussreise fast beendet, ich musste nur noch sicher zurück in die Zivilisation. Die 15 Kilometer bis Emmonak wollte ich zurücksegeln. Aus einem Weidenstamm baute ich einen Mast, ein Tarp wurde kurzerhand zum Segel umfunktioniert. Dann ließ ich mich stromauf blasen. Mit Windunterstützung und Paddeln ging es flott voran. Allerdings kam ich nicht weit: Ein Motorboot stoppte, drei Yupiks schauten sich mein Gefährt an, lachten sich halbtot und luden mich mitsamt dem Kanadier in ihr Motorboot und schon rauschten wir gemeinsam gen Emmonak. Eine halbe Stunde später waren wir dort.


Ich wollte noch ein paar Tage bleiben, verkaufte für 200 Dollar den Kanadier und ging am folgenden Tag mit Hondo, einem Yupik, auf Robbenjagd. Die Robben folgten den Lachsen in den Yukon, selbst unmittelbar am Ufer von Emmonak konnte man sie beobachten. Da man Robben im Süsswasser nicht einfach erschießen kann, sie gehen dann unter und sind als Beute verloren, jagen die Yupiks auch heute noch mit Speeren und Harpunen. Wir fuhren mit Hondos Motorboot stromab und trafen auf eine Gruppe Motorboote, die bereits die Jagd auf eine Robbe eingeläutet hatten. Sobald das Tier den Kopf zum Atmen aus dem Wasser hob, ertönte sofort der Schrei: "Right there!", und die Motorboote gaben Vollgas, rasten in ihre Richtung, und wenige Augenblicke später flogen dutzende Speere und Harpunen durch die Luft. Die Robbe tauchte ab, musste ein paar Minuten später wieder zum Atmen an die Oberfläche. "Right there!!" Wieder Vollgas, wieder hinterher, wieder flogen Harpunen und Speere, wieder tauchte die Robbe weg. Die Zeiten zwischen Ab- und Auftauchen der Robbe wurden immer kürzer, sie wurde langsam müde. Oben herrschte Volksfeststimmung, mittlerweile waren sechs Motorboote an der Jagd beteiligt. Ganze Familien waren an Bord, mit Frau, Kindern, und Säuglingen.
Dann, nach einem Dutzend Anläufen, wurde die Robbe von einem Speer getroffen und tauchte ab. Die Speerspitze sitzt locker im Schaft und ist über eine aufgewickelte Leine damit verbunden. Nach einigen Augenblicken tauchte der Speerschaft auf der Wasseroberfläche auf, und schwamm wie von Geisterhand gezogen davon. Die Robbe versuchte zu entkommen. Ein Motorboot fuhr dem Speerschaft langsam hinterher, bis ein Jäger nahe genug dran war um sich über die Bordwand zu beugen und ihn zu greifen. Dann wurde die Leine eingeholt. Ein Mann zog mit aller Kraft, ein anderer wartete mit dem Gewehr im Anschlag. Irgendwann mußte die Robbe wieder zum Atmen an die Oberfläche. Die Leine war zum zerreissen gespannt, Zentimeter um Zentimeter wurde sie eingeholt. Dann fielen völlig unvermittelt zwei Schüsse und die Robbe war tot. Gemeinsam zerrten die Männer den toten Robbenkörper ins Boot und fuhren zum Ufer. Einer der Jäger nahm die Robbe mit einem winzigen Taschenmesser aus und verteilte die Beute unter den Beteiligten. Seine Frau packte die Eingeweide in Plastiktüten. Nichts wurde zurückgelassen. Auch Toru ind ich bekamen ein Stück Robbenfleisch. Zurück in Emmonak brieten wir unsere Robbensteaks. Sie schmeckten ausgezeichnet und errinnerten mich an Rindfleisch!

Rückreise
Die Rückreise erfolgte zunächst von Emmonak mit einer einmotorigen Chessna 207 nach St. Marys. Von dort ging es per Jet weiter nach Anchorage.
Heute gibt es auch Direktflüge zurück nach Anchorage z.B. mit: http://www.flygrant.com/Emmonak.html

Am Meer bei Emmonak
Kinder erschiessen Lachse
Auf Robbenjagd mit Speer und Atlatl
Mit Motorbooten und Speeren auf Robbenjagd
Die erlegte Robbe wird direkt am Ufer zerlegt
Eine blutige Angelegenheit